Reise  zu  den  Nordlichtern


Wer möchte sie nicht einmal in Natur erleben. Die Nordlichter (Aurora Borealis) sind ein faszinierendes Naturschauspiel, welches zu  den beeindruckendsten und magischsten Naturphänomenen der Erde zählt. Um sie zu sehen und zu fotografieren bedarf es einer gewissen Vorbereitung.

Was sind Nordlichter und wie entstehen sie?

WIKIPEDIA schreibt dazu ...Das Polarlicht (als Nordlicht auf der Nordhalbkugel wissenschaftlich Aurora Borealis, als Südlicht auf der Südhalbkugel Aurora Australis) ist eine Leuchterscheinung durch angeregte Stickstoff- und Sauerstoffatome der Hochatmosphäre (Elektrometeor), die in Polargebieten beim Auftreffen beschleunigter geladener Teilchen aus der Erdmagnetosphäre auf die Atmosphäre hervorgerufen wird. Polarlichter sind meistens in zwei etwa 3 bis 6 Breitengrade umfassenden Bändern in der Nähe der Magnetpole zu sehen....

Erste Erfahrungen mit den Polarlichtern habe ich auf einer Reise nach Tromsø im September 2017 gesammelt.


Die vorbereitung


Reisezeit

Die beste Reisezeit zu den Polarlichter ist von September bis Januar. Zu beachten ist, dass es in Norwegen die Polarnacht, oder  mørketid (Dunkelzeit) wie sie in Norwegen genannt wird, gibt. Das heißt, dass die Sonne am Nordkapp bis zum 22. Januar nicht mehr über den Horizont kommen wird. Trotzdem wird es nicht ganz dunkel sein. Über die Mittagszeit erhellt ein mystisches, bläuliches Dämmerlicht den Tag.

In Tromsø begann die Polarnacht 2018 am 28.11.2018 und endet am 15.01.2019. 

Wetter

Zur Beobachtung der tanzenden Polarlichter ist ein wolkenfreier Himmel natürlich am besten geeignet. Schnellziehende kleine Wolkenfelder können aber auch für interessante Bildeffekte sorgen. Das Wetter in Norwegen ändert sich sehr schnell und kann schon 20 km vom eigenen Standort wieder völlig anders sein. Daher ist eine verlässige Wetter-App unbedingt erforderlich. Hier hat sich die YR als beste Vorhersage für Norwegen erwiesen.

Polarlicht Vorhersage

Polarlichter sind nicht an jedem Tag in der gleichen Intensität zu beobachten. Für die Sichtbarkeit gibt es den so genannten prognostizierten Kp-Indizes. Die Einstufung erfolgt von 0 bis 9. Wobei null der schlechteste Indizes ist. Ab Indizes 2 können Polarlichter mit dem bloßen Auge erkannt werden. Bei meiner Reise im September 2017 hatte ich einen Kp-Indizes von 7, was echt super war. Um so höher der Indizes, um so kürzer fallen die Belichtungszeiten aus. Es gibt zahlreiche Internetseiten für die Polarlichtvorhersage. Mein Spitzenreiter ist die Internetseite der University of Alaska Fairbanks. Es sind auch zahlreiche Apps für die Vorhersage vorhanden.

 

3 = Region wählen

1 = Datum wählen

2 = Kp-Indizes ablesen

Quelle Bild: https://www.gi.alaska.edu/monitors/aurora-forecast

Die Location

Wer die Polarlichter nicht nur sehen will, sondern auch beabsichtigt, sie zu fotografieren oder zu filmen, sollte sich über die Location Gedanken machen.


Hier waren die Polarlichter noch während des Sonnenuntergangs sichtbar.

Auf diesem Bild stört die Telefonleitung im Vordergrund die Bildkomposition. Aber die Reflexionen im Wasser sind sehr schön anzusehen.

Industrieanlagen im Vordergrund gefallen mir besonders gut.

Ein Blick über die Berge ist auch sehr reizvoll.


Informiert euch im Internet über mögliche Standorte im Radius von ca. 100 km. Je nach Wetterlagen muss man schon etwas umherfahren. Seit ihr an eurem Reiseziel angekommen, sollte der erste Weg zur Touristikinformation sein. Hier kann man zahlreiche brauchbare Hinweise erhalten.

Ich suche mir am PC in Google Earth mögliche Standorte für Polarlichter, Aussichtspunkte, Wasserfälle, Stromschnellen, Industrieanlagen, Häfen etc. aus und setze einen entsprechenden PIN. Die Standorte speicher in einer kmz-Datei ab und lade mir diese auf mein Handy und Tablet. So habe ich immer Zugriff und kann auch im Auto zu den Standorten navigieren.

Sucht Orte mit geringer Lichtverschmutzung. Auch zu diesem Thema gibt es zahlreiche Internetseiten mit entsprechenden Karten.

Quelle: https://www.lightpollutionmap.info


Kleidung und Zubehör

Die Temperaturen können je nach Jahreszeit und Ort in Nordnorwegen die -20°C-Marke knacken. Daher ist warme Kleidung und warmes Schuhwerk besonders wichtig.

 

  • Thermounterwäsche
  • gefütterte Hose (Skihose)
  • Icebreaker
  • Daunenjacke
  • Daunenhandschuhe
  • Mütze mit Ohrklappen
  • Schal
  • Sturmhaube
  • Rettungsdecken
  • Schuhspikes zum Überziehen
  • Thermo- oder Heizsohlen
  • Gamaschen
  • Schneeschuhe
  • Stirnlampe mit Rotlicht
  • Thermoskanne mit Tee
  • Feuerzeug
  • Kaminanzünder
  • Taschenlampen

  • Schneeschuhe und Wanderstöcke sind sehr hilfreich, um an Orte abseits von Straßen zu gelangen.
  • Eine Stirnlampe mit Rotlicht schont die Augen und man verliert nicht die Nachtsicht, wenn sich die Augen erst mal an die Dunkelheit gewöhnt haben.
  • Wenn die Füße erst mal kalt sind, friert auch schnell der ganze Körper. Es gibt mittlerweile Schuhe mit einer Zwischensohle aus Holz, welche sehr gut isolieren sollen. Ich werde in diesem Jahr Heizsohlen testen. Dort gibt es ebenfalls zahlreiche Modelle bis hin zu Heizsohlen, welche mit einer App geregelt werden können.
  • Schuhspikes zum Überziehen sind auf vereisten Straßen und Plätzen sehr hilfreich, um auf Eis nicht ins Rutschen zu geraten.
  • Bei den Handschuhen muss wohl jeder seine eigenen Erfahrungen sammeln. Dicke Daunenhandschuhe halten die Hände schön warm, erschweren aber die Kamerabedienung. Bei -20°C ständig die Handschuhe auszuziehen führt sehr schnell zu kalten Fingern. Ich habe immer dünne Unterhandschuhe dabei. Für die Eisangler gibt es Handschuhe, bei denen man einzelne Fingerspitzen umklappen kann. Aber wie gesagt, alles Geschmackssache.
  • Thermoskanne mit Tee oder ein Campingkocher sind unerlässlich. Auf der Jagd nach den Nordlichtern kann man schon mal von 20:00 bis 03:00 Uhr unterwegs sein. Gut bewährt gegen die kalten Temperaturen hat sich heiße Hühnerbrühe. 
  • Feuerzeug und Kaminanzünder sind sehr hilfreich, um abseits der Straße ein kleines Feuer zu erfachen. Holzscheite kann man im Auto mitnehmen bzw. am Straßenrand sammeln. Sind die Finger erst mal kalt, kann man sich am Lagerfeuer mal schnell aufwärmen. Und auf dem Foto sieht ein kleines Feuer auch recht hübsch aus.
  • Ich habe immer mehrere Taschenlampen dabei. Hier vertraue ich seit Jahren auf Lampen der Firma Nitcore. Ich habe die MH 20 und die 
    MH 23 stets dabei. Sie haben eine hohe Leistung, einen großen Akku, sind klein und handlich und leicht. Den größten Vorteil dieser Lampen ist, dass sie per USB aufgeladen werden können. Das kann man jederzeit im Auto oder mit einen Akkupack erledigen.
  • Die Rettungsdecke ist ein wichtiges Hilfsmittel gegen Unterkühlung. Für den Wärmehaushalt des Körpers ist es egal welche Seite der Rettungsdecke sich oben bzw. außen befindet. Der Unterschied zwischen der Reflexion der silbernen und der goldenen Seite ist so gering, dass er vernachlässigt werden kann. Die golden Seite kann jedoch im Notfall von Rettungskräften besser erkannt werden. Die Rettungsdecke sollte nicht eng am Körper anliegen, da sie keine isolierende Wirkung hat. Sie verhindert lediglich die Wärmeabgabe an die Umwelt.

 

Für die Mutigen

Wer so verrückt wie ich ist, und bei -20°C mal eine Nacht im Zelt verbringen will, der benötigt natürlich noch ein Zelt, eine Isomatte und einen Schlafsack.

Das Telemark 2 LW der Firma Nordisk ist mit 950 g ein echtes Leichtgewicht.

Die Sea to Summit UltraLight ist eine leichte und dennoch robuste Isomatte. Gewicht
568 g für die Größe large.

Der Schlafsack Western Mountaineering Summer Lite ist ein Daunenschlafsack mit 595 g bei einer Länge von 200 cm. Der Schlafsack ist auch in der Größe 180 cm und wahlweise mit linkem oder rechten Reißverschluss lieferbar.



kamera - Ausrüstung

Welche Ausrüstung man zur Polarlichtjagd mitnimmt, hängt zum Einen von der Art der Anreise (Flugzeug - Gewicht des Fluggepäcks) und zum Anderen vom Budget des Polarlichtjägers ab. Nachfolgend eine Aufstellung meiner Ausrüstung:

  • Canon EOS 5 DS
  • Canon EOS 5 D Mark IV
  • Canon Powershot G 7 X Mark II
  • GoPro Hero 6 Black
  • Drohne DJI Phantom IV
  • Canon EF 24 - 105 mm f/4 IS II USM
  • Canon EF 16 - 35 mm f/2,8 L II USM
  • Walimex Pro 14 mm f/2,8 DSLR
  • Sigma 500mm F4 DG OS HSM S016
  • MIOPS Fernauslöser (App Steuerung)
  • JJC Wireless Fernauslöser

 

  • Stativ Sirui T-120 XL Carbon
  • Berlebach Ministativ mit Nivellierung
  • Stativkopf Novoflex Classic Ball 3 II
  • Vixen Polarie
  • Notbook m. externer Platte 4 GB
  • Speicherkarten


Dazu kommen dann noch Akkus, Ladegeräte, ND Filter (Big Stopper), UV-Filter mit nano Beschichtung, Telekonverter 1,4 und 2,0 und Powerbank. Akkus und Powerbank sollten bei Flugreisen im Handgepäck mitgenommen werden. Bitte bei den Fluggesellschaften über die Transportbedingungen für Akkus informieren.


Kamera Einstellungen


Egal welche Objektive eingesetzt werden, es wird immer im manuellen Fokus gearbeitet. Dazu sollten für alle Objektive die unendlich Einstellungen bekannt sein. Man kann das am Tag durch Testaufnahmen ermitteln und sich die Einstellung am Objektiv merken oder markieren.

Wie so oft im Leben gibt es kein Rezept für die Kameraeinstellungen. Man sollte Testaufnahmen machen und sofort anhand des Histogramms beurteilen. Eine Beurteilung anhand des Rückschaubildes ist zur Beurteilung nicht geeignet. Da sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben erscheint das Rückschaubild auf dem Kameradisplay fast immer als hell genug. Im Wohnzimmer angekommen ist dann die Enttäuschung über unterbelichtete Bilder groß.

Wenn die Möglichkeit besteht, kann man die Bilder auch sofort per WLAN auf das Tablet übertragen und sich das Ergebnis auf dem Tablet ansehen.

Weiterhin hängen die Einstellungen auch stark von der Stärke und der Entfernung der Aura und der kleinsten Blende des Objektivs ab. Wenn die Aura häftige Tänze vollführt, ist die Verschlusszeit zu verringern und ISO ggf. zu erhöhen. Eine stark tanzende Aura mit 25 Sekunden zu fotografieren hat einen vermatschten grünen Himmel zum Ergebnis.


Anfangseinstellungen Level 2

ISO 3200

Blende 2,8

Brennweite 16 mm

Belichtung 15 Sekunden

Anfangseinstellungen Level 3

ISO 3200

Blende 2,8

Brennweite 16 mm

Belichtung 8 Sekunden

Anfangseinstellungen Level 4

ISO 1600

Blende 2,8

Brennweite 16 mm

Belichtung 10 Sekunden

Anfangseinstellungen Level 5

ISO 1600

Blende 2,8

Brennweite 16 mm

Belichtung 8 Sekunden



Wenn man Ortswechsel in einer Nacht durchführt, um Polarlichter zu fotografieren, sollte man darauf achten, dass sich auf der Kamera, wenn diese von der Kälte in die Wärme gelangt, keine Kondensationsfeuchte bildet. 

Am Einsatzort angekommen, stelle ich die Kameratasche nach draußen. Wenn ich den Standort wechsel, kommt die Kamera in die kalte Kameratasche, welche dann im kalten Kofferraum verstaut wird. Ich vermeide das Auto unnötig aufzuheizen.

Andere Fotofreunde raten zu wasserdichten Packsäcken etc.. Ich persönlich halte davon nichts. Da sich die Luft im Packsack schneller erwärmt als die Kamera selber und damit kommt es dann ebenfalls zur Kondensation.

Schaut man durch den Sucher oder auf das Kameradisplay sollte man in diesem Moment nicht direkt ausatmen, denn auch diese Feuchte schlägt sich auf der Kamera nieder und kann gefrieren.

Von Zeit zu Zeit die Linse begutachten, ob sich dort nicht ein Niederschlag gebildet hat.